Yogalehrerin Heidi Salzmann zeigt ihren Schülern, wie jahrtausendealte Meditationstechniken gegen Stress helfen. Ihre Leidenschaft teilt sie mit ihrem Mann Uwe.
Das Telefon klingelt, die Kinder toben durch das Haus, und der nächste Termin rückt immer näher. Die Anforderungen des Alltags sind enorm, und die Gedanken fahren Achterbahn. Um in solchen Situationen gelassener zu bleiben, kann Meditation helfen. Aber wie findet man Ruhe?
Der Begriff Meditation kommt aus dem Lateinischen und bezeichnet das tiefe Nachdenken. Durch die Fokussierung soll der Geist zur Ruhe kommen. Im Haus von Heidi und Uwe Salzmann lädt ein gemütlich eingerichteter Raum zu einer Auszeit ein. Ein Kamin, indirekte Lichtquellen, farbenfrohe Mandalas an den Wänden sowie Yogamatten und dicke Kissen auf dem Boden schaffen eine heimelige Atmosphäre. Im Hintergrund läuft meditative Musik vom Band, durch die bodentiefen Fenster dringt Vogelgezwitscher.
„Du atmest tief ein und aus. Spüre in deinen Körper hinein.“ Heidi Salzmann leitet ihre Schüler bei der Meditation an. „Je nach Technik gebe ich mehr oder weniger Anweisungen“, sagt die Yogalehrerin. Bei der Trataka-Meditation dienen etwa ein Bild oder eine Kerzenflamme als optischer Fokus. Salzmanns ruhige und angenehme Stimme hilft, die Gedanken zurückzuholen. „In den ersten sechs Minuten der Stille vermehrt sich der Gedankenfluss, weil erst einmal alles im Kopf explodiert“, weiß die 62-Jährige. Tauchen während der Meditation Gedanken auf, sollte man sie zulassen, aber nicht bewerten. Geräusche aus der Umgebung lassen sich nicht vollständig ausschalten. „Gerade für Anfänger ist es deshalb einfacher, an einem ruhigen Ort ohne Ablenkungen zu meditieren.“ Im Prinzip sei die Entspannungstechnik aber ortsunabhängig – auch beim Spaziergang, beim Blick aus dem Bürofenster oder am Meer ließe es sich jederzeit meditieren.
„Viele denken, dass Meditation etwas Großes ist und haben einen hohen Anspruch“, sagt Salzmann. Insbesondere durch unzählige Angebote wie Apps oder Internetvideos seien Interessierte schnell enttäuscht, wenn sich nicht sofort ein Effekt einstelle. „Meditieren braucht Übung“, unterstreicht die Osterholz-Scharmbeckerin und vergleicht die Technik mit dem Joggen: „Man fängt beim Laufen klein an und steigert sich.“ Außerdem sei der Besuch eines Kurses sinnvoll, um sich auszutauschen.
Es gibt auch aktivere Techniken, etwa die Sa-Ta-Na-Ma-Meditation. Dabei wird ein Mantra, also ein Vers, rezitiert. Durch die Wiederholung der Silben lassen sich die Gedanken leichter fokussieren. Bei einer Meditation ist zwar keine spezielle Haltung vorgeschrieben, aber ein aufrechter und ruhiger Sitz ist laut Heidi Salzmann von Vorteil. „Niemand muss den Lotussitz einnehmen. Aber die Nervenbahnen im Rücken profitieren von einer aufgerichteten Wirbelsäule.“
Übrigens wirken sich regelmäßigen Meditationseinheiten wissenschaftlichen Studien zufolge nicht nur positiv auf die Psyche, sondern auch auf die Organe und den Blutkreislauf aus. Der Zustand tiefer Entspannung kann das Nervensystem beruhigen und Stress reduzieren. „Je nach Dauer der Übung erreicht man verschiedene Wirkungen“, erläutert Salzmann. So reichten bereits drei Minuten des mentalen Trainings, um den Blutdruck zu senken, nach sechs Minuten komme der Geist allmählich zur Ruhe. „Wer täglich elf Minuten auf diese Art entspannt, tut seinem Nerven- und Drüsensystem etwas Gutes.“
Die jahrtausendealte Achtsamkeitstechnik wird mitunter auch begleitend bei Depressionstherapien eingesetzt. Langfristig seien Personen, die regelmäßig meditieren, weniger gereizt und reagierten gelassener auf stressige Alltagssituationen. „Nach etwa drei Monaten lassen sich sogar komplett neue Verhaltensmuster beobachten“, weiß Salzmann, die sich selbst zwei Mal am Tag für eine Meditation zurückzieht.
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